In der Regel war Captain Daryl Harper ein sehr gelassener Mensch und wurde von den untergebenen dafür sehr geschätzt. Allerdings war heute einer der wenigen Tagen, an den man Harper besser nicht über den Weg laufen sollte. Der Start seiner Mission war drei Wochen überfällig, das Oberkommando lag Ihm im Nacken und er konnte nichts tun. Ihm blieb nichts anderes übrig, als vom Kontrollraum des Dockoffiziers die Beladung seines Schiffes zu beobachten. Sein Schiff war abflugbereit und selbst die über eintausend Kolonisten waren bereits an Bord, es fehlten jedoch noch immer wichtige Kisten für das Klimakontrollsystem der Kolonie. Die Forschungsabteilung der Föderation hatte das System bereits vor vier Wochen zur Station bringen lassen und irgendwie ist es dem Dockoffizier und seiner Crew gelungen die Kisten zu verlieren.„Captain Harper, könnten Sie bitte auf die Frachtebene kommen?“, erklang die zögerliche Stimme des Dockoffiziers über die Kommunikationsanlage. Harper war sich nicht wirklich sicher, ob jetzt gute oder schlechte Nachrichten folgen würden. Dennoch drehte er sich zur Tür um und verließ das Büro des Dockoffiziers und wandte sich der Treppe zu, die ihn auf die Frachtebene führen würde. Kaum hatte er die letzte Stufe der Treppe erreicht, da kam ihm auch schon der Dockoffizier entgegen. „Captain Harper, wir haben die Kisten gefunden und bringen Sie gerade auf Ihr Schiff.“ Bei den Worten verpuffte schlagartig die Wut des Captains, welche noch vor wenigen Minuten deutlich sichtbar im Gesicht von Captain Harper zu lesen war. „Das hört sich sehr gut an.“, begann der Captain und setzte ruhiger fort: „Wann sind sie damit etwa fertig, sodass wir starten können?“„In etwa zwei Stunden, Sir.“
Das Schiff der Galaxy Klasse begann sich langsam zu bewegen, nachdem die Dockkontrolle die Freigabe zum Start gegeben hatte. Aus der Beobachtungslounge des Raumdocks war es immer ein unglaublicher Anblick, wenn sich ein Schiff dieser Größe in Bewegung setzte. Der alte Mann am Tresen der kleinen Lounge, schaut dem Start mit absoluter Verzückung zu. Tränen standen in seinen Augen und er hob sein Glas dem Schiff entgegen. „Viel Glück Jenna.“, murmelte der alte Mann und ließ das Schiff nicht aus den Augen, bis es das Raumdock verlassen hatte.Zwei Monate später…
Es war kalt, sehr kalt und vor allem nass. Auch wenn auf der Erde ein Wetterkontrollsystem für allgemein angenehmes Klima sorgte, so gab es doch Regionen auf der Erde in denen sich das Wetter seit Jahrhunderten der Kontrolle des Menschen entzogen. So auch die Schottischen Highlands.Henry Melloy kannte dieses Wetter ziemlich gut, denn er war hier geboren. Er liebte das Klima und die Landschaft. Trotz der Technologie des 24. Jahrhunderts, lebten hier einige Menschen noch wie früher. Zugegeben, es schadete nichts einen Generator und einen Replikator im Haus zu haben. Aber das war in der Regel auch schon alles, was sich die alten Familien hier leisteten. Einige von Ihnen gingen sogar noch immer den Traditionen nach, die hier schon im 20. Jahrhundert gepflegt wurden.Einer dieser Traditionen war Henry in diesen Wochen besonders zugetan, der Whiskey Brennerei eines Nachbarn und guten Freundes. Eben dieser Freund, der mit einer frischen Flasche aus seinem Familienbetrieb in der Tür zu seinem Haus stand.„Na Henry, alles ok? Ich dachte ich seh mal nach, wie es dir geht.“Jedes Mal wenn er seinen Freund auf diese private und vertrauliche Art reden hörte, konnte er sich kaum vorstellen wie dieser Mann in seinem anderen Leben bei der Sternenflotte solchen Eindruck gemacht hatte. Er war langjähriger Dozent an der Sternenflotten Akademie gewesen und hatte mehrere Raumbasen Kommandiert. Es gab Offiziere, die Ihn regelrecht fürchteten. Es blieb ihm ein Rätsel. Doch das alles Interessierte Henry nicht mehr. Seine Karriere bei der Sternenflotte war schon lange vorbei und selbst wenn er es nicht bis zum Admiral geschafft hatte, so hatte er doch ziemlichen Einfluss gehabt. Der Ihm jedoch nun überhaupt nicht half.„Shawn, schön das du da bist.“, entgegnete Henry und umarmte seinen Freund kurz. Die Umarmung war herzlich und doch Prüfend, das wusste Henry. In den letzten Jahren hatten sich Shawn Stocker verändert. Er war zwar noch immer der harte Admiral der Sternenflotte. Nach dem New Berlin Zwischenfall vor einigen Jahren, war der Mann ein völlig neuer Mensch geworden. Henry bewunderte Stocker dafür, aus einer Katastrophe mit einer neugewonnenen Lebenseinstellung heraus zu kommen. Hätte er es nicht besser gewusst, hätte er geglaubt das dieser strenge und Technik vernarrte Admiral plötzlich zum Counselor umgeschult hätte.„Ich wollte einfach mal sehen wie es dir geht und dir einen aktuellen Stand geben.“, sagte Stocker als er die Umarmung gelöst hatte und das Haus betrat. „Und ich habe dir was mitgebracht.“ Lächelnd stellte er die große Flasche mit dem neusten Jahrgang des schottischen Whiskeys auf den Tisch. „Ich hol dir Gläser und du erzählst.“, sagte Henry und ging zum Wohnzimmerschrank um dort zwei klassische Gläser hervorzuholen. Während er die Flasche öffnete und die Gläser füllte, hörte er seinem Freund aufmerksam zu. „Ich kann es nicht schonend sagen, aber die Sternenflotte hat die Suche aufgegeben.“, begann Stocker und musterte Henry dabei sehr genau. Es war keine Überraschung für Ihn zu hören, das die Suchaktion abgebrochen worden ist. Aber weh tat es dennoch. „Sie haben die gesamte Flugroute des Schiffes mit einem Dutzend Schiffen für zwei Monate abgesucht und konnte nichts finden.“ Machte Stocker weiter und nahm das gefüllte Glas von Henry entgegen. „Die Valley Forge gilt nun offiziell als Vermisst. Es tut mir leid.“„Ich wusste das sie irgendwann aufhören zu suchen.“, murmelte Henry mehr zu sich, als zu seinem Freund. „Aber ich kann es einfach nicht begreifen. Sie wollte doch nur bei Kolonialisierung von Haries 3 helfen. Sie war noch nicht mal offiziell als Kolonistin geführt, sondern nur eine Akademie Studentin mit einer Auszeit.“ Der Schmerz saß tief und dennoch versuchte er es sich nicht anmerken zu lassen. Doch als er aufsah und Stocker ihn intensiv mustert, wusste er das er durchsaut war. Stocker nickte leicht, hob sein Glas und wartet. „Auf Jenna, möge es ihr gut gehen.“ sagte Henry und leerte sein Glas in einem Zug. Stocker tat es Ihm gleich und stellt das Glas auf den Tisch ab. „Nur weil das Oberkommando ein Schiff offiziell als vermisst erklärt, heißt es nicht das nicht weiter nach Ihr gesucht wird.“, begann Stocker und versuchte offensichtlich ihn irgendwie zu Beruhigen. „Sie ist meine Nichte Shawn.“, unterbrach er seinen Freund. „Die einzige noch lebende Verwandte die ich habe. Meine Frau ist im Dominion Krieg gefallen. Mein Sohn und seine Frau ist beim New Berlin Zwischenfall gestorben. Jenna überlebte nur, weil sie gerade bei mir zu Besuch war.“ Stocker nickt.„Shawn,…“, begann er und musterte seinen Freund lange und eindringlich.
„Ich weiß das du einige Verbindungen hast. Kannst du nicht irgendwas…“, er brach ab und schaute aus dem Fenster.
„Ich schau mal, was ich machen kann.“Das kleine Shuttle setzte etwas ruppiger als geplant auf.
„Sorry.“, murmelte der Pilot und hatte alle Hände voll zu tun. Shawn Stocker verkniff sich eine Bemerkung und verließ das Shuttle, nachdem der Pilot es endlich geschafft hatte das Shuttle zu verankern. Sarinas 4 war in der Tat kein leichter Landeplatz, aber dieser kleine Außenposten war immer gut Informationen und Geschäfte. Von daher lohnte sich der Flug hierher auf jeden Fall. Das einzige Problem an dieser verlassenen Station am Rande des Föderationsraumes war, das hier Sternenflottenoffiziere nicht gerne gesehen waren. Aus diesem Grund war auch er in Zivil unterwegs. Ein langer brauner Ledermantel über einem weißen Hemd, schwarze Hose und Stiefel. Das ergraute Haar etwas zerzauster als üblich, der weiße Vollbart nicht gestutzt. So konnte er ohne Probleme als Söldner durchgehen oder als alter Frachterpilot. Aber dennoch fühlte er sich in diesen Klamotten einfach nicht wohl.Er überquerte das Landedeck und betrat die Stadt. In der Geschichte der Erde, hätte dies als letzte Stadt vor dem Wilden Westen durchgehen können. Alles nur etwas moderner. Auch wenn die Gebäude dieses Außenpostens schon mindestens zwanzig Jahre alt waren. Zielstrebig steuerte Stocker die Bar an und musste dabei einer kleinen Schlägerei auswichen die sich vor der Tür abspielte. „Wahrlich, wilder Westen.“, dachte Stocker und betrat die Bar.Es war weit voller als erwarte und jeder Taschendieb hätte hier seine Freude gehabt. Es war eng, laut und stickig. Ideal für anonyme Treffen mit Informanten. Stocker ließ den Blick durch die Bar wandern und entdeckte die Person die er suchte in einer kleinen Nische am anderen Ende der Bar. Er brauchte nur ein paar Minuten durch das Gedränge und setzte sich dann schweigend zu dem anderen Mann an den Tisch. Der Mann war ungefähr im gleichen Alter. Ebenfalls ergrautes Haar, aber immer elegant. Für einen Informanten, war er mit seinem Anzug aus dem 21. Jahrhundert eindeutig zu auffällig gekleidet für diese Bar.„Hallo Shawn.“, brummte der Mann fröhlich. „Was kann ich diesmal für dich tun?“
„Ich habe da ein Gerücht gehört.“, begann Stocker und der Mann begann lauthals zu Lachen.
„Du sollst doch nicht auf Gerüchte hören.“, kicherte der Mann und grinste Ihn an. „Angeblich ist dem GHD eine Einheit, sagen wir mal, verloren gegangen.“, setzte Stocker ungerührt fort. „Wenn meine Informationen stimmen, wird sie von einer guten Bekannten geleitet. Ich möchte das du Sie ausfindig machst und Ihr eine Nachricht überbringst.“ Bei diesen Worten wurde der Mann schlagartig ernst und wandte sich Stocker zu. „Ich glaube ich weiß von welcher Einheit du redest. Schon seit ein paar Jahren gibt es da…“, begann der Mann, doch Stocker hob die Hand. „Das will ich gar nicht wissen.“ Er zog ein Notizbuch aus der Innentasche des Mantels und machte ein paar Notizen. „Ich möchte, dass du der Leiterin eine Nachricht von mir überbringst und am besten in ihrer Nähe bleibst.“„Willst du Ihre Einheit auffliegen lassen?“ fragte der Mann neugierig und nahm das Notizbuch entgegen als Stocker ihm es reichte.„Nein, ich möchte das Sie für mich arbeitet.“, murmelte er.Über eine Stunde beobachtete die Person im Schatten der Häuser nun schon den Eingang der Bar auf Sarinas 4. Dann endlich kam der Mann aus der Bar. Er ging zurück zum Landedeck und betrat das Shuttle, mit dem er vor wenigen Stunden angekommen war. Der Beobachter nahm zufrieden zur Kenntnis wie das Shuttle abhob und den Planeten verließ.„Er hat den Planeten wieder verlassen.“, murmelte der Beobachter in sein Kommunikationsgerät.„Nein, er ist alleine abgeflogen. Aber er hat einen Auftrag erteilt… Ich bleibe dran, selbstverständlich. Er wird uns nicht in die quere kommen.“